Die meisten Glücksspiel-Apps sind sich inhaltlich sehr ähnlich. In den Online-Wettbüros und -Casinos sind nahezu identischen Wetten und Spiele mit nur marginalen Unterschieden zu finden. Das wissen die Kunden, daher legen sie bei der Suche nach einer App mehr Wert auf Qualität als auf Inhalt. Wenn sie beispielsweise auf das Grand National-Pferderennen wetten möchten, ist nicht die Frage, in welcher App das geht, sondern in welcher App das am besten geht.
Das war die Botschaft von Philippe Joos (Head of Product, Napoleon Games & Casino) und Dave Pilgrim (Snr. Product Manager, Sky Betting & Gaming) im Webseminar von Applause, das kürzlich stattfand. Joos und Pilgrim erklärten, dass die Qualität der App angesichts steigender Anzahl von Vorschriften im Markt für die Kunden immer wichtiger wird. Je mehr vom Gesetzgeber vorgeschriebene Hürden die Kunden überwinden müssen – Finanzierbarkeit, Identifikation und KYC-Prüfungen – desto ungeduldiger werden sie, wenn die App nicht optimal funktioniert.
Die Kunden durchlaufen bei allen Glücksspiel-Apps dieselben Formalitäten, daher können sie die Erlebnisse ganz einfach vergleichen. Dauert die Kontoverifizierungsprüfung vor der Auszahlung bei einer App deutlich länger als bei einer anderen, fällt das den Kunden schnell auf. Joos und Pilgrim nehmen die Tatsache, dass die eigenen Wettbewerber an dieselben Vorgaben gebunden ist, wie man selbst, als Chance. Denn, so Pilgrim, wenn man denselben Prozess wie alle anderen anbietet, ihn aber verbessert hat, ist man automatisch im Vorteil.
Wie also gehen zwei der größten Namen im Glücksspiel gängige Herausforderungen so an, dass sie sich von den Wettbewerbern unterscheiden? Joos und Pilgrim teilten 10 Schritte, um eine Glücksspiel-App zu entwickeln, die sich von der Masse unterscheidet.
1. Vorschriften antizipieren
„Wer etwas antizipiert, kann die Planung kontrollieren. Wer das nicht tut und sich schlagartig anpassen muss, hat einen Nachteil, bevor es überhaupt losgeht“, erklärt Pilgrim. Er glaubt, dass der erste Schritt bei der Entwicklung außergewöhnlicher digitaler Erlebnisse im Glücksspiel darin besteht, kommende gesetzliche Anforderungen zu antizipieren. Das bedeutet, sich auf behördliche Veränderungen vorzubereiten, die bereits angekündigt wurden oder die demnächst anstehen. So können Glücksspielbetreiber verhindern, dass sie die Produktentwicklung oder gar den Start geplanter Funktionen opfern müssen, um kurzfristig obligatorische gesetzliche Änderungen einzufügen.
2. Anwalt und Product Owner sitzen am selben Tisch
Die größte Schwierigkeit bei der Umsetzung gesetzlicher Änderungen ist laut Joos, die neuen Anforderungen in Produktfunktionen umzusetzen. Wenn beispielsweise gesetzlich vorgeschrieben wird, dass die Kunden alle 30 Minuten daran erinnert werden, eine Pause zu machen; wie setzt man das aus Produktperspektive um? Per Push-Benachrichtigung als Erinnerung, mit einem Ja/Nein-Popup fragen, ob sie fortfahren wollen oder das Spiel ganz und gar unterbrechen? Daher braucht man gute Rechtsberatung, die mit den Product Ownern kommunizieren kann. So erfüllt das Produkt nicht nur alle Anforderungen, sondern die Product Owner schränken auch die Kunden nicht unnötig ein.
3. Sichereres Glücksspiel integrieren
Die besten Online-Glücksspielerlebnisse werden von Betreibern angeboten, die sicheres Glücksspiel als integralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells sehen und jede Funktion vom Standpunkt der Kundensicherheit betrachten. Werden Maßnahmen integriert, können die Betreiber schneller reagieren, da sie wissen, dass sicheres Glücksspiel bereits berücksichtigt wurde. So entsteht mehr Zeit für andere Prioritäten wie das Bereitstellen eines atemberaubenden Glücksspiel-Erlebnisses. Außerdem suchen Kunden aktiv nach Glückspiel-Apps, die Sicherheit ernst nehmen. Joos sagt, dass laut einer aktuellen internationalen Studie von Napoleon Games unter jungen Wettenden die Sicherheit der Plattform und die Vertrauenswürdigkeit Schlüsselfaktoren bei der Entscheidung für eine Glücksspiel-App sind.
4. Einen modularen Tech Stack bauen
Online-Glücksspielprodukte müssen agil sein, um in einem globalen Umfeld ständig wechselnder Anforderungen bestehen zu können. Laut Pilgrim kommt es darauf an, „einen Tech Stack zu haben, mit dem Funktionen modular erstellt werden, damit sie für verschiedene Märkte angepasst oder ausgeschlossen werden können.“ Anders gesagt: Die Betreiber sollten ihre Technologie so entwickeln, dass sie ein Kernprodukt haben und dann aus einer großen Auswahl Zusatzfunktionen auswählen können. Das bietet Glücksspielanbietern zwei Vorteile: Erstens können Entwickler einzelne Funktionen anpassen (z. B. an neue Vorschriften), ohne wechselseitige Abhängigkeiten berücksichtigen zu müssen. Zweitens können sie diese Funktionen je nach Bedürfnis der Kundengruppe problemlos hinzufügen oder entfernen.
5. Lokalisieren, nicht übersetzen
Modulare Software eignet sich besonders gut für die Lokalisierung. Wenn beispielsweise bestimmte Casino-Spiele nicht in allen Ländern legal sind, können die Glücksspiel-Betreiber Gruppen von Spielen ganz nach Bedarf abgrenzen. Dasselbe gilt für Trends und Geschmäcker: Die Dienstleistung „Request a Bet“ ist in Großbritannien extrem beliebt, in Belgien dagegen weniger, sagt Joos. Für die Kundenrecherche empfiehlt Joos die Zusammenarbeit mit Muttersprachlern, um lokale Vorlieben herauszufinden. Die Fragestellung beeinflusst möglicherweise die Antwort, die der Kunde gibt. Daher ist es wichtig, Befragungen idiomatisch zu formulieren und lokale Normen einzuhalten, damit Glücksspiel-Betreiber bei der Aggregierung der Antworten keine falschen Schlüsse ziehen.
6. Den Kunden zuhören
Pilgrim ist überzeugt, dass Glücksspiel-Betreiber ihre Kundenforschung sehr ernst nehmen sollten. „Einige unserer besten Innovationen der vergangenen Jahre entstanden, weil wir den Kunden zugehört haben“, erzählt Pilgrim. Ein Beispiel trat auf, als Sky Betting & Gaming erstmals die MyBets-Funktion entwickelte, mit der Kunden die Positionen ihrer Wetten und Auszahlungen überprüfen. Im Rahmen einer Umfrage zu Kundenwettverhalten am Wochenende entdeckte man bei Sky Betting zufällig, dass die Kunden mit der Sky Bet-App eine Wette platzierten, die App schlossen und dann zum Wettbewerber livescore.com wechselte, um dort die Auszahlung vorzunehmen. Daran erkannte Pilgrims Team, dass es ein Problem mit der MyBets-Funktion gab.
7. Wann ist weniger mehr?
Noch vor zehn Jahren bot jedes Wettbüro eine Wette an, die nirgendwo anders erhältlich war, wie Wetten auf Gelbe Karten oder Ecken im Fußball. Das war ein Alleinstellungsmerkmal. Heute ist die Branche so gesättigt, dass alle Betreiber so umfassende Derivatgruppen anbieten, dass die Kunden beim Navigieren einer Events-Seite nie das Ende erreichen. Ähnlich sieht es in Online-Casinos aus, wo ein Betreiber über 1000 Spiele haben kann. Studien im Einzelhandel haben ergeben, dass eine zu große Auswahl die Kundenbindung sogar senkt. Wenn es so weitergeht, müssen Glücksspiel-Anbieter überlegen, ob das Entfernen einiger Märkte nicht vielleicht einen positiven Effekt hat, auch wenn die Anteile dieses Marktes verloren gehen.
8. Richtiges Onboarding zählt
„Ein Nutzer, der sich erst bei Netflix anmeldet, und danach direkt bei uns anmelden möchte, findet den Prozess ewig lang“, sagt Joos. Das Kunden-Onboarding ist in jedem regulierten Markt eine Herausforderung, Glücksspiele sind da keine Ausnahme. Betreiber wie Sky Betting and Gaming nahmen den Onboarding-Prozess als Chance wahr, um Informationen über die Kunden zu gewinnen und sie beispielsweise zu ihrem Lieblingsverein zu befragen. Das ist jetzt anders. Im Zeitalter der KYC-Prüfungen kann selbst die Abfrage der grundlegenden Informationen lästig für die Kunden werden. Schau dir den Leitfaden zur Optimierung des Nutzer-Onboardings beim Online-Glücksspiel an, um zu erfahren wie du Abbrüche minimierst und die Konversion steigerst.
9. Entdeckungen fördern
Angesichts der Flut an Märkten, die zur Wahl stehen, sollten die Kunden zum Filtern angehalten werden, denn durch bloßes Scrollen verlassen sie die App, da sie keine interessanten Wetten oder Spiele finden. Das gilt insbesondere für Nutzer von Mobilgeräten, da die kleinen Bildschirme die Anzeige mehrerer Optionen erschweren. Wenn Glücksspielbetreiber mehrere Märkte zusammen gruppieren, können sie die Empfehlungen personalisieren und den Kunden nur die für sie interessanten Märkte anbieten. Angesichts der Tatsache, dass viele Anbieter dieselben Wetten und Spiele anbieten, werden CX-Faktoren wie schnelle Navigation und relevante Empfehlungen immer wichtigere Unterscheidungspunkte.
10. Wie sieht ein MVP wirklich aus?
In einer schnelllebigen Branche dürfen die Betreiber nicht so lange an der Bereitstellung einer Funktion arbeiten, dass sie am Ende bei der Bereitstellung schon veraltet ist. Die wichtigste Frage für Pilgrim ist: „Können wir mit 20 % Tech-Aufwand 80 % des Wertes erreichen?“ Wenn ein komplexer Teil der Software noch aussteht, aber bereits der Großteil des Produktwerts erreicht ist, empfiehlt Pilgrim, es dabei zu belassen. Das bedeutet nicht, dass schlechte Produkte bereitgestellt werden sollen, sondern nur die ehrliche Frage: Was brauchen wir und worauf können wir verzichten?
Egal ob dein Unternehmen sicherstellen muss, dass das Online-Glücksspiel in Grenznähe funktioniert, neue Wettfunktionen validieren möchte oder Transaktionsprobleme mit bestimmten Zahlungsmethoden identifizieren muss – Applause kann helfen. Dank unserer realen Testlösungen können Online-Casinos und -Wettbüros ihre Erlebnisse mit echten Wettenden validieren und ihre Geo-Fencing-Technologien testen. Unter https://www.applause.com/online-gambling erfährst du mehr.