Das Zeitalter der Agilität ist angebrochen, aber bist du bereit, dich ihm zu stellen? Viele werden diese Frage mit ja beantworten und ehrlich davon überzeugt sein. Die Zahlen sagen allerdings etwas anderes, denn in nur 18 Prozent der Unternehmen erfolgt laut eigener Aussage eine ausgereifte Umsetzung agiler Methoden. Vielfach werden nach Belieben einzelne agile Prinzipien herausgepickt und eingeführt, anstatt vollständig agil zu arbeiten. Das ist keine agile Entwicklung, sondern Agilität um der Agilität willen.

Wie so oft im Leben gilt: Wer ernten will, muss säen. 92 Prozent aller Führungskräfte sind der Ansicht, dass agile Strukturen im Unternehmen entscheidend für den Geschäftserfolg sind. Nur wenn man es richtig macht, können sich die Vorzüge von Agilität vollends entfalten. Aber welche Änderungen sind notwendig, um den Schritt von ein bisschen „agile“ zu vollständig „Agile“ zu schaffen?

Mehr aus den Daily Standups herausholen

Es gibt zahlreiche Methoden, die Teams im Rahmen ihrer agilen Testpraxis anwenden können, aber keine erfreut sich größerer Beliebtheit als das Daily Standup Meeting. Viele laufen jedoch Gefahr, ihre Zeit zu verschwenden. Entsprechend erfolgt die agile Transformation in vielen Unternehmen nicht so schnell, wie sie sollte.

Damit dein Standup Meeting effektiv ablaufen kann, sind gute Organisation und eine feste Struktur erforderlich. Termin, Dauer, Ort und Gegenstand des Meetings sollten immer gleich sein. Dadurch wird das Daily Standup für deine Teammitglieder zur Routine und verpflichtet zur Anwesenheit.

Für optimale Ergebnisse sollte das Meeting in einem leeren Raum ohne Ablenkungen stattfinden und maximal 15 Minuten dauern. Durch die Kürze des Meetings bemühen sich die Beteiligten automatisch, vorbereitet zu erscheinen und sich so kurz wie möglich zu halten. Jedes Teammitglied beantwortet folgende drei Fragen:

  1. Was habe ich gestern erledigt?
  2. Was nehme ich mir bis morgen vor?
  3. Was behindert mich gegebenenfalls in meiner Arbeit?

Wenn du dich an dieses Format hältst und jedem Team-Mitglied 30 Sekunden Sprechzeit zugestehst, vermeidest du, dass kostbare Arbeitszeit verschwendet wird. Immer daran denken: Es geht nicht um geselligen Austausch, sondern darum, sich kurz abzustimmen und die Lage zu besprechen. Wer das beherzigt, wird eine weitaus höhere Effizienz erzielen.


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Es ist ein Sprint, kein Marathon

Wenn es ein agiles Konzept gibt, das jeder versteht, dann ist das die Nutzung von Sprints. Werden Projekte in einzelne Sprints unterteilt, sorgt das idealerweise dafür, dass die Ziele für das Team überschaubarer und leichter umsetzbar werden. Doch ohne die entsprechende Koordinierung des Teams und des Zeitrahmens werden die gewünschten Effizienzgewinne ausbleiben.

Zunächst muss festgelegt werden, wie groß die agilen Teams jeweils sein sollen. Es gibt keine feste Vorgabe, aber tendenziell zeigen sich in Teams mit drei bis fünf Mitgliedern bessere Ergebnisse als bei Gruppengrößen ab acht Personen. Das liegt vor allem daran, dass in kleineren Teams der Kommunikationsaufwand geringer ausfällt. Es müssen weniger Personen mit ins Boot geholt werden und die Gefahr ist geringer, dass Informationen auf der Strecke bleiben.

Der andere zu berücksichtigende Punkt ist die Sprint-Länge. Üblicherweise dauert ein Sprint zwischen einer und vier Wochen. Die optimale Länge hängt immer auch von der Art des Projektes ab. Viele Firmen bevorzugen aber Sprints im Abstand von zwei Wochen. Durch das recht kurz gefasste Zeitfenster kann man sich intensiver auf einige wenige Aufgaben konzentrieren, wodurch die Backlogs im Backend kürzer, aber detaillierter ausfallen.

Bei Sprints kommt es vor allem auf realistische Erwartungen und Abläufe an. Je überschaubarer du also deine Teams und Sprints gestaltest, desto höher wird die Qualität des Feedbacks sein, das dich erwartet. Und je konsistenter deine Sprints sind, desto fließender werden die Prozesse.


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Ein Scrum Master ist kein Projektleiter

Dass ein Scrum Master die täglichen Scrum- und Standup-Meetings organisiert, scheint einzuleuchten. Viele Unternehmen übertragen diese Aufgabe allerdings an einen Projektleiter in der Erwartung, dass das Ergebnis das gleiche ist. Das mag zwar funktionieren, doch es sollten unbedingt klare Rollen definiert werden, um Ineffizienzen zu vermeiden.

Wie sich Scrum Master und Projektleiter unterscheiden

Aus übergeordneter Sicht ist der Projektleiter für das große Ganze verantwortlich. Er teilt das Projekt in Sprints auf, stellt die Sprint-Teams zusammen und verwaltet das Budget – quasi wie ein Manager eines Sportclubs.

Der Scrum Master arbeitet mit dem vom Projektleiter zusammengestellten Team und begleitet jeden Sprint bis zum Abschluss – im Grunde genommen wie ein Trainer. Er hilft dem Team, erfolgreich zu sein, indem er Teammitgliedern Aufgaben zuweist, Hindernisse aus dem Weg räumt und sicherstellt, dass das angestrebte Ergebnis so gut wie möglich erreicht wird, sowohl team- als auch personenbezogen.

Wenn sich ein Projektleiter sich zu sehr auf die Detailebene begibt, verschwimmen die Grenzen zwischen den Zielen einzelner Sprints und jenen des Gesamtprojekts. Indem eine klare Linie gezogen wird, fällt es dem Einzelnen leichter, die eigene Zeit und die der anderen zu priorisieren. Wenn du wirklich agil arbeiten willst, solltest du das unbedingt beherzigen.

Es gibt keine Abkürzungen auf dem Weg zur agilen Entwicklung. Die Art, wie du es angehst, wird sich deutlich in deiner betrieblichen Effizienz und der Qualität deiner Produkte niederschlagen.